Im Laufe der Jahre entdeckte sie, dass der menschliche Körper und seine Struktur, die sich unter anderem in der Körperhaltung ausdrückt, durch eine bestimmte Art der Bindegewebsmanipulation sehr viel stärker veränderbar ist, als bislang angenommen worden war. Sie fand heraus, dass das Bindegewebe, vor allem die Faszien (= Muskelhäute), dem Körper seine Gestalt verleihen.
Sie stellte sich die praktische Frage: Wie müssen die Körperteile sich räumlich zueinander verhalten, damit der Mensch sich müheloser im Schwerkraftfeld der Erde bewegen kann.
„Die eine (Person) mag ihren verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als scharfen Schmerz im Rücken empfinden, ein anderer als die unschmeichelhafte Kontur seines Körpers, wieder ein anderer als ständige Müdigkeit, und noch jemand als ständig bedrohliche Umwelt. Diejenigen, die über 40 sind, mögen es Alter nennen - all diese Signale können aber auch auf ein bestimmtes, hervorstechendes Problem in ihrer eigenen Struktur deuten, welches ignoriert wurde: Sie sind außer Balance geraten. Sie sind im Kriegszustand mit der Schwerkraft." (Ida Rolf)
Wie bei Aristoteles, Wilhelm Reich und anderen - oder auch in den fernöstlichen Auffassungen vom Menschen - war Ida Rolfs Menschenbild geprägt durch die Einheit von Leib und Seele. Sie verstand körperliche und psychische Vorgänge als Erscheinungsformen eines einzigen zugrundeliegenden Prozesses.
„Viele Therapeuten betonen Krankheitsmodelle, anstatt das Gesundheitsmodell zu unterstützen. Rolfer praktizieren keine Krankheitsbehandlung; sie sind spezialisiert auf Gesundheit. Sie schenken ihre Aufmerksamkeit dem besseren Funktionieren von Geist und Körper des Menschen." (Ida Rolf)
In den ersten Jahrzehnten arbeitete Ida Rolf vor allem mit Menschen, die unter chronischen Beschwerden litten (Rücken- und Gelenkerkrankungen, Haltungsschäden usw.). Sie gab ihre Erfahrungen nur an einen kleinen Kreis weiter. Bekannter wurde das Rolfing in Amerika, nachdem Greta Garbo , Cary Grant und die Malerin Georgia O’Keefe sich hatten rolfen lassen.